Behandlung von Angststörungen

Die Konfrontation mit der Angst

Angststörungen gehören zu den häufigsten psychischen Belastungen im Erwachsenenalter und führen dazu, dass viele Menschen in ihrem Alltag eingeschränkt sind. Zur Behandlung von Angststörungen hat sich im Bereich der Psychotherapie in den letzten Jahren vor allem die kognitive Verhaltenstherapie etabliert. Hier erfährst du, wie die kognitiv-verhaltenstherapeutische Behandlung von Angststörungen aussieht und wie sich die Therapiestrategien unterschiedlicher Angststörungen voneinander unterscheiden.

Was soll durch die Behandlung erreicht werden?

" Häufig reicht es aus, in der Therapie einen Teufelskreis zu durchbrechen."

Bevor die Behandlung einer Angststörung beginnt, legt der/die Psychotherapeut:in zusammen mit dem/der Patient:in konkrete Therapieziele fest, die häufig wiederum in kleinere Teilziele aufgeteilt werden. Dies ermöglicht es, das Erreichen von Zwischenzielen anzuerkennen. Je nach Subtyp und Schweregrad der Angststörung können die angestrebten Ziele unterschiedlich aussehen.

Häufig wird in der Behandlung versucht, negative Muster zu unterbrechen. Beispielsweise kann gegen negative Gedanken, Verhaltensmuster oder Symptome vorgegangen werden. Dabei müssen die negativen Muster nicht zwingend restlos aufgelöst werden – häufig reicht es aus, in der Therapie einen Teufelskreis zu durchbrechen, damit die Betroffenen dazu befähigt werden, sich im Anschluss selbstständig weiterzuentwickeln.

Ein weiteres Therapieziel kann darin bestehen, die Ressourcen der Patient:innen zu aktivieren. Durch den Fokus auf die persönlichen Stärken und positiven Lebensumstände der Betroffenen wird dabei nach Möglichkeiten gesucht, die Angst zu überwinden.

Auch das Erlernen neuer Muster ist ein häufiges Therapieziel bei Angststörungen. Beispiele hierfür sind das Erlernen neuer Problemlösungsstrategien, die Entwicklung neuer Verhaltensmuster und die Vermittlung neuer Sichtweisen.

Welche Methoden werden in der Behandlung angewendet?

"Durch die Konfrontation mit dem angstauslösenden Reiz lernen die Betroffenen, dass die befürchtete Konsequenz in Wirklichkeit nicht eintritt."

Psychotherapeut:innen wenden ein breites Repertoire an Therapiemethoden an, um Angststörungen zu behandeln. Im Folgenden stellen wir dir ein paar Techniken vor, die in der kognitiven Verhaltenstherapie besonders häufig zum Einsatz kommen:

  • Reizkonfrontation: Bei Reizkonfrontationsverfahren werden die Betroffenen von Angststörungen dem Reiz oder der Situation ausgesetzt, vor der sie sich fürchten. Durch die Konfrontation mit dem angstauslösenden Reiz lernen sie, dass die befürchtete Konsequenz in Wirklichkeit nicht eintritt.
  • Entspannungsverfahren: Bei Entspannungstechniken wird erlernt, körperliche Vorgänge zu spüren oder zu beeinflussen. Ein häufig verwendetes Verfahren ist die progressive Muskelrelaxation, bei welcher einzelne Muskelgruppen jeweils angespannt und dann wieder entspannt werden.
  • Systematische Desensibilisierung: Diese Technik ermöglicht es den Betroffenen, sich dem gefürchteten Reiz schrittweise anzunähern. Nach dem Erlernen einer Entspannungstechnik stellt der/die Patient:in sich den gefürchteten Reiz zunächst in der Vorstellung vor und konfrontiert ihn dann in der Realität. Dabei fängt man mit Reizen an, die wenig Angst auslösen und arbeitet sich zu den am stärksten gefürchteten Reizen hin.
  • Habituation: Die Habituation entspricht im Wesentlichen der systematischen Desensibilisierung. Der Unterschied zwischen den beiden Techniken besteht darin, dass der/die Patient:in bei der Habituation nicht zuerst eine Entspannungstechnik erlernt. Dadurch soll gelernt werden, wie es wäre, im Alltag mit dem Reiz konfrontiert zu werden und dass die Angst davor in Wahrheit unbegründet ist.
  • Reizüberflutung: Im Gegensatz zur systematischen Desensibilisierung und Habituation wird der/die Patient:in bei der Reizüberflutung nicht schrittweise mit dem angstauslösenden Reiz konfrontiert, sondern direkt einer stark angstauslösenden Situation ausgesetzt. Das Ziel dieser Technik besteht darin, zu realisieren, dass intensive Panik wieder abklingt, wenn man in der angstauslösenden Situation verbleibt.

Wie unterscheidet sich die Behandlung verschiedener Angststörungen?

Je nach Störungsbild unterscheiden sich die Methoden, mit welchen Angstpatient:innen hauptsächlich behandelt werden. Diese Techniken kommen bei den verschiedenen Subtypen der Angststörung besonders häufig zum Einsatz:

  • Störung mit Trennungsangst: Da es sich bei der Störung mit Trennungsangst häufig um Patient:innen im Kindesalter handelt, ist es sinnvoll, die Eltern in die Therapie mit einzubeziehen. Häufig wird in der Behandlung der Umgang mit Szenarien geübt, die zu einem Auftreten der Trennungsangst führen. So lernen die Eltern, wie sie im Alltag die Symptome des Kindes lindern können.
  • Selektiver Mutismus: Auch bei selektivem Mutismus werden meistens Angehörige wie Eltern oder Lehrpersonen in die Behandlung integriert. Hier wird neben kognitiv-verhaltenstherapeutischen Methoden zur Angstreduktion häufig auch eine Sprachtherapie durchgeführt, welche die Sprachkompetenzen der Patient:innen verbessern soll.
  • Spezifische Phobie: Spezifische Phobien sind mithilfe einer systematischen Desensibilisierung oder Habituation gut behandelbar. Durch die allmähliche Konfrontation mit dem gefürchteten Reiz lernen die Patient:innen Schritt für Schritt, ihre Ängste zu bewältigen. Entspannungsverfahren werden vor allem Betroffenen beigebracht, die starke körperliche Symptome wie Herzrasen oder Atemnot bei der Konfrontation mit dem Reiz aufweisen.
  • Soziale Angststörung: Bei der verhaltenstherapeutischen Behandlung einer sozialen Angststörung wird der/die Patient:in mit den gefürchteten sozialen Situationen konfrontiert. Dadurch sollen die Betroffenen sich an solche Situationen gewöhnen, das Ausbleiben von erwarteten negativen Konsequenzen erleben und ihre sozialen Fähigkeiten verbessern. Weitere Methoden sind die Vermittlung verschiedener Gesprächstechniken und das Filmen sozialer Interaktionen zur Verbesserung des Selbstbildes.
  • Panikstörung: Bei einer Panikstörung ist kein konkreter angstauslösender Reiz vorhanden, mit dem man die Patient:innen konfrontieren kann. Bei dieser Angststörung kann Psychoedukation effektiv sein. Das bedeutet, dass die Patient:innen über die körperlichen Vorgänge aufgeklärt werden, die während einer Panikattacke stattfinden. Auch das willentliche Herbeiführen einer Panikattacke kann zu einer Verbesserung der Symptomatik führen, da die Betroffenen dadurch Kontrolle über ihren Körper erfahren.
  • Agoraphobie: Bei der Agoraphobie empfiehlt sich es sich, eine systematische Desensibilisierung durchzuführen. Beispielsweise können sich Patient:innen zunächst gedanklich vorstellen, sich in einer Menschenmasse zu befinden, die gleiche Situation als Nächstes in einer Computersituation erleben und schliesslich in der Realität eine Menschenmasse aufsuchen. Bei jedem Schritt erleben die Betroffenen dabei, wie ihr Angstzustand allmählich absinkt, wenn sie in der Situation bleiben.
  • Generalisierte Angststörung: Wie bei der Panikstörung ist auch bei einer generalisierten Angststörung kein spezifischer gefürchteter Reiz vorhanden. Hier arbeiten Psychotherapeut:innen häufig mit Entspannungsverfahren, welche die Patient:innen beim Auftreten von Angstzuständen anwenden können. Ebenfalls werden in der Behandlung neue Denkweisen vermittelt, wie beispielsweise das Hinterfragen von unrealistischen Ängsten und der Umgang mit Unsicherheiten.

Ist die Behandlung von Angststörungen wirksam?

Bei dem Vorhandensein einer Angststörung lohnt es sich, professionelle Hilfe aufzusuchen. Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass kognitive Verhaltenstherapie zu einer Reduktion der störungsspezifischen, Depressions- und generellen Angstsymptomatik führt und diese Veränderung über längere Zeit anhält.

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