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Für Psycholog:innen
Die Angst vor der Angst überwinden
Eine Panikstörung ist durch wiederkehrende unerwartete Panikattacken gekennzeichnet. Ohne eine professionelle Behandlung verläuft diese Angststörung meistens chronisch und schränkt das Leben der Betroffenen stark ein. Deswegen lohnt es sich, möglichst früh Hilfe aufzusuchen und sich in eine Therapie zu begeben. Unter den verschiedenen Schulen der Psychotherapie hat sich die kognitive Verhaltenstherapie bei der Behandlung wiederholter Panikattacken besonders bewährt. In diesem Artikel erfährst du, auf welchen Annahmen die Behandlung von Panikstörungen basiert, welches die Behandlungsziele einer kognitiven Verhaltenstherapie sind und welche Methoden dabei angewendet werden.
Von welchen Annahmen geht man bei der Behandlung von Panikattacken aus?
"Panikattacken entstehen durch eine Fehlinterpretation körperlicher Vorgänge."
Um eine Panikstörung erfolgreich behandeln zu können, ist ein Verständnis für die Hintergründe einer solchen Belastung massgeblich. Deswegen geht man bei der Behandlung wiederkehrender Panikattacken von einigen Grundannahmen über die Entstehung und Aufrechterhaltung der Symptomatik aus.
In der kognitiven Verhaltenstherapie wird angenommen, dass unerwartete Panikattacken durch eine Fehlinterpretation körperlicher Vorgänge entstehen. Natürliche innere Vorgänge werden von Betroffenen einer Panikstörung als eine Gefahr interpretiert. So kann für Patient:innen beispielsweise bei der Wahrnehmung von Herzklopfen der Eindruck entstehen, einen Herzinfarkt zu erleiden. Durch solche katastrophisierende Gedanken entsteht eine Angst, die zu weiteren physischen Symptomen führt, welche wiederum die Angst verstärken. Dieser Teufelskreis endet schliesslich im Ausbruch einer Panikattacke.
Eine weitere Grundannahme besteht darin, dass das Vermeidungsverhalten von Betroffenen einer Panikstörung durch Konditionierung entsteht. Bei der Konditionierung handelt es sich um einen Lernprozess, bei welchem ein Reiz, der für die Betroffenen einen neutralen Wert hat, mit einem angstauslösenden Reiz in Verbindung gebracht wird. Durch diese Verbindung führt der ursprünglich neutrale Reiz mit der Zeit zur gleichen Reaktion wie der angstauslösende Reiz.
Bei der Panikstörung verläuft dieser Prozess folgendermassen: Ein natürlicher Körpervorgang wird mit einer lebensbedrohlichen Gefahr in Verbindung gebracht. Dadurch führt dieser Körpervorgang mit der Zeit zur gleichen Reaktion wie eine lebensbedrohliche Gefahr, nämlich zur Vermeidung von angstauslösenden Situationen. Dieses Vermeidungsverhalten kann so ein extremes Ausmass annehmen, dass die Betroffenen neben der Panikstörung eine Phobie entwickeln und bestimmte Orte, Situationen oder Dinge komplett vermeiden.
Manche Personen entwickeln mit einer höheren Wahrscheinlichkeit Panikattacken als andere. Psychotherapeut:innen gehen davon aus, dass unter anderem traumatische Kindheitserfahrungen, die Neigung zu negativen Emotionen und regelmässiger Nikotinkonsum mit einer erhöhten Anfälligkeit für eine Panikstörung verbunden sind.
Was sind die Ziele und Methoden der Behandlung von Panikattacken?
Das Hauptziel der Behandlung einer Panikstörung besteht darin, Panikattacken zu reduzieren oder vollständig zu eliminieren. Dazu ist es notwendig, dass der Teufelskreis zwischen Angst und Vermeidung durchbrochen wird. Um dies zu erreichen, wird in der kognitiven Verhaltenstherapie angestrebt, den Patient:innen Wissen über Panikattacken zu vermitteln, fehlerhafte Gedankengänge zu korrigieren und Bewältigungsmöglichkeiten beizubringen. Folgende Methoden kommen dabei zur Anwendung:
- Psychoedukation: Meistens ist der erste Schritt bei der Behandlung eine umfangreiche Psychoedukation. Das heisst, dass die Patient:innen über die Ursachen und Symptome der Panikstörung aufgeklärt werden. Oft lindert schon das Wissen darüber, dass andere Menschen die gleichen Symptome erleben und die körperlichen Symptome ungefährlich sind, die Angst der Betroffenen.
- Herbeiführen von Panikattacken: Das absichtliche Herbeiführen von Panikattacken ist ein wichtiger Bestandteil der Behandlung. Um eine Panikattacke auszulösen, wird den Betroffenen beispielsweise die Anweisung gegeben, ihren Atem anzuhalten oder eine Treppe hochzugehen. Durch solche Tätigkeiten werden Körpervorgänge ausgelöst, die Panik bei den Betroffenen verursachen. Nun wissen die Patient:innen aber, dass beispielsweise das Herzklopfen nur durch die Atemübung und nicht durch einen Herzinfarkt ausgelöst wurde. So entwickeln sie ein Gespür dafür, dass ihre katastrophisierenden Gedanken nicht der Wahrheit entsprechen. Ausserdem erleben die Patient:innen durch solche Übungen Kontrolle über ihre Symptome, da die Panikattacken durch das willentliche Herbeiführen nicht unerwartet eintreten und auch ohne Vermeidungsverhalten wieder abklingen.
- Kognitive Restrukturierung: In der kognitiven Verhaltenstherapie wird versucht, die fehlerhaften Gedankenmuster der Patient:innen zu korrigieren. Das wird auch als kognitive Restrukturierung bezeichnet. Der/die Therapeut:in ermittelt, welche katastrophisierenden und negativen Gedanken hinter den Panikattacken des/der Patient:in stecken und versucht, diese Gedanken zu verändern. Beispielsweise können alternative Erklärungen für die körperlichen Symptome gesucht werden, die Befürchtungen können mit der Realität verglichen werden und die hinter der Angst stehenden Einstellungen können hinterfragt werden.
- Vermittlung von Bewältigungsmethoden: Eine weitere Methode der kognitiven Verhaltenstherapie ist die Vermittlung von Fähigkeiten, die den Umgang mit Panikattacken im Alltag verbessern sollen. Beispielsweise werden den Patient:innen Atemübungen beigebracht, es wird am Selbstvertrauen gearbeitet und die Vorbereitung auf eine Panikattacke wird geübt. So lernen die Patient:innen, wie sie selbstständig mit ihrer Belastung umgehen können.
Je nach Schweregrad der Panikstörung und der individuellen Situation der Patient:innen stehen bei der Behandlung unterschiedliche Methoden im Vordergrund. Ausserdem können weitere Therapieziele verfolgt werden, die auf die betroffene Person zugeschnitten sind. Zum Beispiel kann in der Therapie auch das Ziel verfolgt werden, allgemeine Sorgen und Ängste zu reduzieren, Ressourcen zu aktivieren oder die Lebensqualität zu verbessern. Für jede/n Patient:in wird ein individueller Behandlungsplan zusammengestellt.
Ist die Behandlung von Panikattacken wirksam?
"Besonders die Konfrontation mit Panikattacken und die Aufklärung über diese tragen zum Erfolg der kognitiven Verhaltenstherapie bei."
Die Wirksamkeit verhaltenstherapeutischer Behandlungen von Panikstörungen ist wissenschaftlich erwiesen. Folgende Beeinträchtigungen können behoben werden:
- Panikattacken sowie damit verbundene Sorgen und Verhaltensweisen
- Weitere Ängste
- Depressivität und allgemeine Psychopathologie
- Allgemeine Beeinträchtigung durch die Störung
- Beeinträchtigung des Sozialverhaltens
- Beeinträchtigung der Lebensqualität
Besonders die Konfrontation mit Panikattacken und die Aufklärung über diese tragen zum Erfolg der kognitiven Verhaltenstherapie bei. Indem die Patient:innen lernen, Panikattacken zu kontrollieren und zu verstehen, machen sie sich weniger Sorgen über zukünftige Panikzustände, wodurch sich ihr Vermeidungsverhalten verringert. Dadurch wird auch das Selbstwertgefühl gestärkt, was wiederum zu einer Verringerung der Symptomatik beiträgt. Auf diese Weise wird der Teufelskreis durchbrochen und die Häufigkeit von Panikattacken nimmt nach und nach ab.
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