Kognitive Verhaltenstherapie

Die Kognitive Verhaltenstherapie zählt zu den bekanntesten und am häufigsten eingesetzten Psychotherapieformen. Eine Vielzahl wissenschaftlicher Studien belegt ihre Wirksamkeit in der Behandlung psychischer Beschwerden. Hier erfährst du mehr über den Ansatz dieser Therapierichtung.

Was ist eine Kognitive Verhaltenstherapie (KVT)?

“Die Kognitive Verhaltenstherapie baut darauf auf, die Wechselwirkungen zwischen Gedanken, Emotionen und Verhalten zu erkennen und zu verändern, um die psychische Gesundheit nachhaltig zu fördern."

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Dr. Karin Hammerfald, seit 20 Jahren Psychotherapeutin. Bietet psychologisches Coaching bei Aepsy an.

Die Therapie zielt darauf ab, ungesunde Denkmuster und Verhaltensweisen zu erkennen, zu hinterfragen und zu verändern. Sie basiert auf der Annahme, dass unsere Gedanken, Gefühle und Verhaltensweisen eng miteinander verknüpft sind, und dass dies einen wesentlichen Einfluss auf unser psychisches Wohlbefinden hat. Wichtige Bestandteile sind:

  1. Kognitive Therapie: Die Identifizierung und Veränderung von negativen oder verzerrten Denkmustern und Überzeugungen, welche die psychische Gesundheit beeinträchtigen und zu ungesunden Verhaltensweisen führen, steht im Vordergrund. Typische Elemente sind Psychoedukation, Selbstbeobachtungsprotokolle, Verhaltensexperimente und Kognitive Umstrukturierung. Klient:innen werden dabei unterstützt, ungesunde Denkmuster zu erkennen, kritisch zu hinterfragen und durch realistischere oder gesündere Gedanken zu ersetzen. Ausserdem werden positive innere Dialoge gefördert, um selbstkritische Gedanken zu reduzieren und das Selbstvertrauen zu stärken.
  2. Verhaltenstherapie: Ziel ist die Veränderung ungesunder Reaktionsmuster und der Aufbau positiver Verhaltensweisen, um das Wohlbefinden zu verbessern. Verschiedene verhaltenstherapeutische Techniken wie die Konfrontation mit Situationen, die Angst auslösen oder das Erlernen von Kommunikations- und Problemlösestrategien kommen dabei zum Einsatz.

Was die KVT auszeichnet, ist ihr problemorientierter Ansatz. Dies bedeutet, dass der Fokus der Begleitung auf der spezifischen Problematik der Klientin/ des Klienten liegt und der Therapieprozess an deren individuelle Bedürfnisse und Ziele angepasst wird. Zu Beginn der Therapie einigen sich Klient:in und Therapeut:in gemeinsam auf klare und spezifische Ziele, um die therapeutische Arbeit zu strukturieren und konkrete Veränderungen anzustreben. Das Vorgehen zielt darauf ab, Fähigkeiten und Strategien zu vermitteln, die der Klientin/ dem Klienten auch nach Abschluss der Therapie helfen können, mit auftretenden Schwierigkeiten umzugehen.

Anders als die Psychoanalyse, die sich intensiv mit der Vergangenheit auseinandersetzt, konzentriert sich die KVT vorrangig auf die aktuellen Schwierigkeiten. Das Hauptziel besteht darin, die gegenwärtigen Probleme zu bewältigen.

Welche Ziele werden mit der Kognitiven Verhaltenstherapie verfolgt?

"Bei der KVT soll der/die Klient:in dazu befähigt werden, das eigene Leben möglichst schnell wieder ohne Therapie bewältigen zu können."

Die KVT kann dazu beitragen, positive Veränderungen in Denken, Fühlen und Verhalten zu bewirken, die zu einer verbesserten psychischen Gesundheit und einem gesteigerten Wohlbefinden führen. Ziele, die mit Hilfe einer KVT nachweislich erreicht werden, sind unter anderem:

  • Rückgang von Symptomen, die im Rahmen von psychischen Belastungen auftreten
  • Verbesserung der Lebensqualität
  • Förderung von gesunden Bewältigungsstrategien im Umgang mit Belastungsfaktoren
  • Verminderung von ungesunden Verhaltensmustern und Entwicklung von gesunden Gewohnheiten
  • Verbesserung von Selbstregulations- und Problemlösefähigkeiten
  • Entwicklung einer gesünderen Sichtweise auf sich selbst, andere und die Welt

Dem Klient/ der Klientin werden Werkzeuge an die Hand gegeben, die nicht nur kurz- sondern langfristig helfen sollen, auftretende Schwierigkeiten zu meistern. Stärkung der Autonomie und Eigenverantwortung sowie Ressourcenförderung sind hierbei wichtige Grundprinzipien.

Wie läuft eine Kognitive Verhaltenstherapie ab?

Der Therapieprozess umfasst typischerweise die folgenden Schritte:

  1. Erstgespräch und Diagnostik: Die Klientin/ der Klient legt ihre/seine persönlichen Probleme sowie Erwartungen und Wünsche an die Therapie dar. Die Therapeutin/ der Therapeut erfasst die vorhandenen Symptome und ermittelt zugrunde liegende psychische Probleme.
  2. Definition von Zielen: Gemeinsam mit der Therapeutin/dem Therapeut legt die Klientin/ der Klient konkrete, erreichbare Ziele fest, die sie/er im Verlauf der Therapie erreichen möchte. Basierend auf den individuellen Problemen und Zielen der Klientin/ des Klienten erstellt die Therapeutin/ der Therapeut einen individuellen Plan.
  3. Wissensvermittlung: Der Klientin/ dem Klienten werden wichtige Grundlagen zu ihren/ seinen Problemen und zu Ansatzpunkten der Begleitung vermittelt. Hier werden oft auch schon erste Hausaufgaben gegeben.
  4. Identifikation und Analyse ungesunder Denk- und Verhaltensmuster: Die Klientin/ der Klient lernt, Denkfehler und schädigendes Verhalten zu identifizieren und zu analysieren. Hier kommen häufig Selbstbeobachtungsprotokolle zum Einsatz.
  5. Erlernen und Erproben hilfreicher Denk- und Verhaltensmuster: Die identifizierten schädlichen Muster werden hinterfragt und durch positivere und gesündere Denk- und Verhaltensweisen ersetzt.
  6. Erlernen neuer Fertigkeiten und Bewältigungsstrategien: Die Klientin/ der Klient erlernt konkrete Strategien für den verbesserten Umgang mit belastenden Emotionen, Stress und alltäglichen Herausforderungen.
  7. Rückfallprävention: Die letzten Sitzungen widmen sich dem Vorbeugen von Rückfällen in der Zukunft.

Der Therapieprozess ist in der Regel auf eine interaktive Zusammenarbeit von Klient:in und Therapeut:in ausgerichtet. Die Klientin/ der Klient wird aktiv in den Prozess einbezogen und ermutigt, das Gelernte zwischen den Sitzungen anzuwenden. Die Therapeutin/ der Therapeut fungiert als unterstützender Begleiter und trägt dazu bei, die Selbstreflexion und Autonomie der Klientin/ des Klienten zu fördern. Bei Bedarf wird der Therapieplan im Verlauf der Therapie angepasst. Die Therapiesitzungen sind strukturiert und zeitlich begrenzt.

Wer darf eine Kognitive Verhaltenstherapie durchführen?

Sie darf nur von ausgebildeten Fachleuten durchgeführt werden, die über eine entsprechende Qualifikation verfügen. Dazu gehören in der Regel

  • Psycholog:innen
  • Psychotherapeut:innen
  • Psychiater:innen

die eine spezialisierte Weiterbildung absolviert haben. In vielen Ländern ist die Ausübung der Psychotherapie an bestimmte gesetzliche Voraussetzungen gebunden, einschliesslich staatlicher Zulassungen oder Zertifizierungen. So wird sichergestellt, dass der/die Therapeut/in über die erforderlichen Kenntnisse und Fähigkeiten verfügt, um die therapeutische Begleitung sicher und effektiv durchzuführen.

Weiterführendes FAQ mit Dr. Karin Hammerfald:

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Bei welchem Verhalten brauche ich eine Kognitive Verhaltenstherapie?

Die KVT ist erwiesenermassen wirksam bei Stimmungstiefs, Ängsten, Schlafproblemen, Problemen mit dem Essverhalten und zur Bewältigung von Stress. Wenn Gedanken, Gefühle oder Verhaltensweisen negativ auf dein Leben einwirken, kann die Kognitive Verhaltenstherapie dich massgeblich unterstützen.

Gibt es Übungen & Techniken der Kognitiven Verhaltenstherapie?

Es ist typisch für die KVT, spezifische Techniken und Strategien zu vermitteln, die darauf abzielen, die Bewältigungsfähigkeiten der Klientin/ des Klienten zu stärken und das psychische Wohlbefinden zu verbessern. Dazu gehören unter anderem das Führen von Selbstbeobachtungsprotokollen und Symptomtagebüchern; Expositionsübungen und Verhaltensexperimente; Entspannungsverfahren; Rollenspiele; und Verhaltensaktivierung.

Wie schnell wirkt eine Kognitive Verhaltenstherapie?

Die Wirksamkeit und Wahrnehmung variiert von Person zu Person und ist abhängig von der Problematik. Einige Klient/innen nehmen eine Verbesserung bereits nach wenigen Sitzungen wahr, während andere mehr Zeit benötigen. Grundvoraussetzung ist eine vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Klient/in und Therapeut/in. Im Durchschnitt dauert eine Therapie 10 bis 25 Sitzungen.

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Bei Aepsy legen wir grossen Wert darauf, Ressourcen zur Verfügung zu stellen, die den Umgang mit psychischen Belastungsfaktoren erleichtern und eine Hilfe zur Selbsthilfe sein können. In der nachfolgenden Rubrik findest du Aktivitäten, Texte und Tipps für dein psychisches Wohlbefinden. Für dich und für eine gesunde Gesellschaft.

Ressourcen & Support

Du bist nicht allein. Wir bei Aepsy möchten dich mit Mental Health Ambassadors und Betroffenen verbinden und dir ihre Geschichten näher bringen, um Stigmatisierung und andere Hürden abzubauen. Nachfolgend findest du inspirierende Geschichten von Menschen, die psychische Belastungen durchlaufen haben, sowie Einsichten und Tipps von Expertinnen und Experten für deine mentale Gesundheit.

Stories

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