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Für Psycholog:innen
Wenn die Angst überhandnimmt
Das Herz schlägt wie wild und das Atmen fällt schwer: Angstsymptome treten bei den meisten Menschen regelmässig auf und sind dazu da, auf bedrohliche Situationen angemessen reagieren zu können. Bei einer Angststörung nimmt die Angst jedoch solch ein grosses Ausmass an, dass die Betroffenen stark darunter leiden. Hier erfährst du, welche Arten von Angststörungen unterschieden werden und wie sich diese von alltäglicher Angst unterscheiden.
Welche Subtypen der Angststörung gibt es?
"Die verschiedenen Angststörungen unterscheiden sich dadurch, dass jeweils unterschiedliche Reize oder Situationen Angst auslösen."
Angststörungen sind durch übermässige Furcht und Angst und damit verbundene Verhaltensauffälligkeiten gekennzeichnet. Zu den unterschiedlichen Formen der Angststörung gehören unter anderem:
- die Störung mit Trennungsangst
- selektiver Mutismus
- spezifische Phobien
- die soziale Angststörung
- die Panikstörung
- die Agoraphobie
- die generalisierte Angststörung
Die verschiedenen Angststörungen unterscheiden sich dadurch, dass jeweils unterschiedliche Reize oder Situationen Angst bei den Betroffenen auslösen.
Bei einer Störung mit Trennungsangst bezieht sich die Angst auf bevorstehende oder eingetroffene Trennungen von engen Bezugspersonen. Die Störung tritt vorwiegend im Kindesalter auf. Betroffene dieser Angststörung fürchten, dass ihren Bezugspersonen etwas zustossen könnte, trennen sich nur widerwillig von ihnen und leiden durch ihre Angst an körperlichen Symptomen wie Kopf- und Bauchschmerzen.
Menschen mit selektivem Mutismus sind unfähig, in Situationen zu sprechen, in denen dies von ihnen erwartet wird. In anderen Situationen können die Patient/innen jedoch häufig problemlos kommunizieren. Diese Angststörung schränkt die berufliche, schulische und soziale Funktionsfähigkeit stark ein, da beispielsweise Vorträge, Meetings oder private Veranstaltungen versäumt werden.
Bei einer spezifischen Phobie wird ein bestimmtes Objekt oder eine bestimmte Situation gefürchtet, welche als "phobischer Stimulus" bezeichnet wird. Dabei ist die Angst unverhältnismässig gross im Vergleich zur tatsächlichen Gefahr, die vom Stimulus ausgeht. Bei der Diagnostizierung der spezifischen Phobie werden folgende Typen unterschieden:
- Tier-Typ (z.B. Insekten, Spinnen, Schlangen)
- Umwelt-Typ (z.B. Wasser, Höhen, Stürme)
- Blut-Spritzen-Verletzungs-Typ (z.B. Nadeln, medizinische Eingriffe)
- Situativer Typ (z.B. Fahrstühle, enge Räume, Flugzeuge)
- Anderer Typ (z.B. Erbrechen, Geräusche, Kostüme)
Betroffene einer sozialen Angststörung fürchten sich davor, in einer zwischenmenschlichen oder Leistungssituation sozial negativ bewertet zu werden. Typische Situationen, die Patient/innen mit einer sozialen Angststörung belasten, sind Vorträge, Dates und professionelle Anlässe. Solche sozialen Situationen vermeiden die Betroffenen weitestgehend oder ertragen sie nur unter intensiver Angst.
Eine Panikstörung ist durch immer wieder auftretende und unerwartete Panikattacken gekennzeichnet, für die es keinen konkreten Auslöser gibt. Bei einer Panikattacke handelt es sich um eine plötzliche intensive Angst, die mehrere Minuten anhält, und bei welcher Symptome wie Herzklopfen, Zittern, Erstickungsgefühle, Schwindelgefühle, Kälteschauer oder Sterbensangst auftreten.
Bei einer Agoraphobie werden Situationen gefürchtet, in denen keine Möglichkeit zur Flucht oder Hilfe zu holen besteht. Betroffene fürchten sich vor mindestens zwei der folgenden Situationen und meiden diese aktiv:
- öffentliche Verkehrsmittel
- offene Plätze
- geschlossene öffentliche Räume
- Menschenmengen
- Verlassen des eigenen Hauses
Die generalisierte Angststörung ist dadurch gekennzeichnet, dass nicht, wie bei anderen Angststörungen konkrete Situationen oder Gegenstände gefürchtet werden, sondern eine allgemeine Ängstlichkeit besteht. Betroffene machen sich verstärkt Sorgen über verschiedene Bereiche des Alltags und fürchten sich vor negativen Ereignissen, obwohl keine Anzeichen bestehen, dass diese tatsächlich eintreffen werden.
Wie unterscheidet sich die Angststörung von alltäglicher Angst?
"Die Angst führt bei Betroffenen von Angststörungen zu einer Beeinträchtigung der Lebensqualität."
Die Angst, welche von Betroffenen einer Angststörung erlebt wird, unterscheidet sich in mehreren Aspekten von alltäglich erlebter Angst. Der Reiz, der bei Angststörungen zu einer Angstreaktion führt, wird von anderen Menschen häufig als harmlos wahrgenommen. Ausserdem ist die Angst, welche Betroffene fühlen, intensiver und überdauernder als alltägliche Angst. Sie ist zudem unverhältnismässig im Vergleich zur tatsächlich bestehenden Gefahr. Dadurch ist das Gefühl der Angst nicht mehr ein notwendiger Schutz vor Gefahren, sondern führt bei Betroffenen von Angststörungen zu einer Beeinträchtigung der Lebensqualität.
Was sind die Ursachen einer Angststörung?
Angststörungen können aus unterschiedlichen Gründen entstehen. In der klinischen Psychologie wird davon ausgegangen, dass Angst durch ein Zusammenwirken von psychologischen, biologischen und genetischen Ursachen zur einer Belastung werden kann.
- Psychologische Faktoren: In der Lerntheorie wird davon ausgegangen, dass Angst in Anbetracht eines eigentlich neutralen Reizes dadurch entsteht, dass dieser in einer angstauslösenden Situation erscheint. Die Angst, welche durch die angstauslösende Situation entsteht, wird mit dem harmlosen Reiz in Verbindung gebracht. Dadurch empfindet man vor diesem nun ebenfalls Angst. Die Betroffenen lernen auf diese Weise, den Reiz in Zukunft zu vermeiden, was längerfristig zu einer Angststörung führen kann. Eine weitere psychologische Theorie besagt, dass Betroffene einer Angststörung andere kognitive Schemata aufbauen als andere Menschen. Das bedeutet, dass Betroffene ihre Umgebung anders wahrnehmen und bewerten, wodurch sie die Welt als ungemäss gefährlich wahrnehmen und sich vor ihr zurückziehen.
- Biologische Faktoren: Bei Angststörungen besteht häufig ein Ungleichgewicht der Hormone Serotonin und Noradrenalin, welche beide eine zentrale Rolle bei Angstzuständen spielen. Zudem kann eine Über- oder Unterfunktion der Schilddrüse zu Symptomen der Angst führen.
- Genetische Faktoren: Bisherige Forschung weist darauf hin, dass Genetik bei der Entstehung von Angststörungen eine Rolle spielt. Jedoch ist noch nicht bekannt, welche Gene dafür zuständig sind.
Wie wird eine Angststörung diagnostiziert?
Um zu erkennen, ob eine Angststörung besteht und eine Psychotherapie notwendig ist, sollte ein umfangreiches Gespräch mit einer Psychotherapeutin oder einem Psychotherapeuten geführt werden. Dabei wird die bisherige Lebensgeschichte sowie die Entwicklung und aktuelle Ausprägung der Angst erfragt. Die Fachperson kann so herausfinden, ob der/die Patient:in ein gesundes Ausmass an Angst aufweist oder ob eine Angststörung oder andere psychische Belastung vorliegt. Ebenfalls wird überprüft, ob körperliche Ursachen wie etwa eine Unter- oder Überfunktion der Schilddrüse vorliegen, welche körperliche Symptome wie Herzklopfen und Schwitzen auslösen können.
Selbsttest
Wenn du ebenfalls an Symptomen der Angst leidest, kann ein Selbsttest weiterhelfen. Hier findest du verschiedene anonyme Fragebögen, welche dir einen Hinweis darauf geben können, ob du an einer allgemeinen oder spezifischen Angststörung leidest.
Für eine endgültige Diagnose ist der Kontakt mit einer Fachperson ausschlaggebend. Bei Aepsy findest du eine grosse Auswahl an Therapeutinnen und Therapeuten, die dich kompetent unterstützen - Psychotherapie ist für alle.
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