Was tun bei Panikattacken?

Akute Hilfe bei plötzlicher Angst

Ein Mann geht mit einer Bekannten gemütlich einen Kaffee trinken. Aus heiterem Himmel fängt sie an zu zittern, lässt ihre Kaffeetasse fallen und teilt ihm panisch mit, dass sie nicht mehr atmen kann und jeden Moment an einem Herzinfarkt sterben wird. Eine solche Situation kann sich beim Auftreten einer Panikattacke ereignen. Doch wie können der Mann und seine Bekannte angemessen auf diese Situation reagieren? In diesem Artikel findest du Tipps, wie du als Aussenstehende:r oder Betroffene:r am Besten mit einer Panikattacke umgehen kannst.

 

Wie kann ermittelt werden, ob es sich um eine Panikattacke handelt?

"Wenn bei der Person zum ersten Mal eine Panikattacke auftritt, sollte ärztliche Hilfe geholt werden."

Häufig wird eine Panikattacke nicht direkt als solche erkannt. Deswegen ist es für eine richtige Einschätzung wichtig, sich mit den typischen Symptomen einer Panikattacke vertraut zu machen. Wie das oben beschriebene Beispiel jedoch nahelegt, können Panikattacken im ersten Moment oft schwierig von einer lebensbedrohlichen Gefahr unterschieden werden. Gerade wenn bei der Person zum ersten Mal eine Panikattacke auftritt, sollte deswegen ärztliche Hilfe geholt werden. Um herauszufinden, ob der plötzlichen Angst eine körperliche Ursache zugrunde liegt, überprüfen Ärzt:innen, ob folgende Symptome vorliegen:

  • erhöhter Puls und Blutdruck
  • abgeschwächtes Atemgeräusch
  • Verfärbungen der Haut
  • Schmerzen im Bauchraum
  • verlangsamte Pupillenreaktion
  • Muskellähmung
  • eingeschränkte Sinneswahrnehmungen
  • Hinweise auf Entzug oder Intoxikation

Wenn keine körperliche Ursache für den Angstzustand ermittelt werden kann, handelt es sich höchstwahrscheinlich um eine Panikattacke. Diese kann entweder erwartet oder unerwartet auftreten. Bei einer erwarteten Panikattacke liegt ein Auslöser für die Angst vor. Die Frau in unserem Fallbeispiel könnte beispielsweise an einer sozialen Angststörung leiden und durch die soziale Situation eine Panikattacke erleiden oder sie könnte eine spezifische Phobie vor Insekten haben und ein solches in ihrer Tasse erblickt haben. Bei unerwarteten Panikattacken gibt es dagegen keinen konkreten Auslöser für die Panikattacke. In diesem Fall könnte es sein, dass die Frau als normale Reaktion auf den Konsum von Kaffee ihren Herzschlag etwas stärker gespürt hat, diesen aber als Zeichen eines Herzinfarkt fehlinterpretiert hat. Wenn solche unerwarteten Panikattacken vermehrt auftreten, handelt es sich um eine Panikstörung.

 

Was können Aussenstehende bei Panikattacken tun?

Nachdem man eine Panikattacke als solche erkannt hat, gibt es als aussenstehende Person einige Möglichkeiten, den Betroffenen beizustehen. Durch folgende Hilfeleistungen kannst du die Symptome von Betroffenen lindern:

  • Grund ermitteln: Für einen richtigen Umgang mit der Panikattacke kann es hilfreich sein, die Betroffenen nach dem Grund für ihren Angstzustand zu fragen. Wenn es sich um eine erwartete Panikattacke handelt, lohnt es sich im Normalfall, die Person von der angstauslösenden Situation wegzubringen. Dabei ist es wichtig, dass du den/die Betroffene nicht ohne ihre Zustimmung anfasst oder wegbringst, da dies noch mehr Panik verursachen könnte.
  • Ruhe bewahren: Als Aussenstehende:r solltest du dich nicht von der Panik der Betroffenen anstecken lassen, sondern stattdessen Ruhe bewahren und diese auch den Betroffenen vermitteln. Dadurch erfährt die Person ein Gefühl der Sicherheit, was zu einer Abnahme der Angst führt.
  • Ernst nehmen: Obwohl Panikattacken an sich ungefährlich sind, sollten sie von Aussenstehenden ernst genommen werden. Aussagen wie "Beruhige dich" oder "Das bildest du dir nur ein" verschlimmern die Symptomatik nur noch mehr. Vermittle der Person stattdessen, dass du ihren Zustand akzeptierst und für sie da bist.
  • Atmung unterstützen: Betroffene erfahren während einer Panikattacke häufig Atemnot. Um der Person mit ihrer Atmung zu helfen, kannst du eine Atemübung mit ihr durchführen. Beispielsweise kannst du sie dazu anleiten, mit dir gemeinsam tief ein- und auszuatmen oder du kannst ihre Atmung durch langsames Zählen begleiten.
  • Nicht allein lassen: Manchmal entsteht der Eindruck, dass man Betroffene besser in Ruhe lassen sollte, damit sie sich wieder beruhigen können. Jedoch solltest du eine Person nie mit ihrer Panikattacke allein lassen. Ohne deine Anwesenheit ist sie nämlich allein mit ihren Gedanken und kann sich schwer von diesen ablenken.
  • Abwarten: Sei dir bewusst, dass die meisten Panikattacken nach wenigen Minuten vorbei sind. Selbst wenn du es nicht schaffst, der Person optimal zu helfen, wird die Attacke mit der Zeit von alleine wieder verschwinden und der Person wird es wieder besser gehen.
  • Hilfe holen: Wenn du mit der Situation überfordert bist, kannst du andere Personen zur Unterstützung holen. Wenn du dir nicht sicher bist, ob doch ärztliche Hilfe benötigt wird, solltest du nicht zögern, einen Notruf abzusetzen.

 

Was können Betroffene bei Panikattacken tun?

"Generell ist es wichtig, sich bei einer Panikattacke von seinen Gedanken abzulenken."

Wenn man beim Auftreten einer Panikattacke allein ist, kann man durch Selbsthilfe die Symptome lindern. Besonders bei Betroffenen von unerwarteten Panikattacken – beispielsweise im Rahmen einer Panikstörung und/oder Agoraphobie – ist dies häufig notwendig, da diese Personen zu Vermeidungsverhalten neigen und deswegen beim Auftreten der Symptome meistens allein sind. Folgende Verhaltensweisen helfen dir, wenn du dir selbst bei einer Panikattacke Hilfe leisten musst:

  • Atmung kontrollieren: Um einer Atemnot während der Panikattacke entgegenzuwirken, hilft es, sich auf seine Atmung zu konzentrieren. Atme dafür tief durch die Nase ein und durch den Mund langsam wieder aus. Durch mehrfaches Wiederholen dieses Prozesses kannst du deine Atmung allmählich in den Griff bekommen.
  • Dich entspannen: Um bei einer Panikattacke wieder zur Ruhe zu kommen, helfen verschiedene Entspannungsübungen. Beispielsweise kannst du eine progressive Muskelrelaxation durchführen: Nimm dir dazu eine Muskelgruppe nach der anderen vor, spanne diese an, halte die Spannung kurz an und lass danach wieder los.
  • Dich bewegen: Als Reaktion auf das Panikgefühl entsteht im Körper viel überflüssige Energie. Um diese loszuwerden, hilft Bewegung. Beispielsweise kannst du deine Knie beugen oder auf der Stelle hüpfen. So wirkst du auch Vermeidungsverhalten entgegen und lenkst dich von deinen Symptomen ab.
  • Dich ablenken: Generell ist es wichtig, sich bei einer Panikattacke von seinen Gedanken abzulenken. Wenn sich andere Menschen in deiner Umgebung befinden, kann es hilfreich sein, mit diesen zu sprechen. Ansonsten kannst du auch jemanden anrufen oder deine Aufmerksamkeit auf andere Dinge in deiner Umgebung lenken.
  • Situation akzeptieren: Wenn eine Panikattacke auftritt, kann sie nicht sofort wieder verschwinden. Sei dir dessen bewusst und akzeptiere, dass du dich in einer solchen Situation befindest und sie in ein paar Minuten wieder vorbeigehen wird. Es kann ausserdem helfen, wenn du dir selbst positiv zusprichst und daran glaubst, dass du die Attacke bewältigen wirst.

 

Was sollte man nach einer Panikattacke tun?

Nachdem die Panikattacke abgeklungen ist, sind je nach Situation der betroffenen Person unterschiedliche Massnahmen sinnvoll. Wenn der/die Betroffene noch nie zuvor eine Panikattacke erlebt hat, sollte man ärztliche Hilfe aufsuchen. Wird bei der Untersuchung keine körperliche Ursache gefunden, kann man abwarten, ob es sich um eine isolierte Panikattacke gehandelt hat oder noch weitere Attacken auftreten. Bei wiederholten Panikattacken ist eine ärztliche Untersuchung nicht mehr hilfreich, weil dadurch die Befürchtungen der Betroffenen weiter verstärkt werden. Stattdessen ist in solchen Fällen eine psychotherapeutische Behandlung empfehlenswert. In der Therapie kann ermittelt werden, ob die Panikattacken beispielsweise durch eine Panikstörung bedingt sind oder Teil einer anderen Angststörung oder weiteren psychischen Belastung sind. Durch die Behandlung der zugrunde liegenden Belastung kann es gelingen, Panikattacken auf Dauer loszuwerden.


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