Nach Methode
Nach Herausforderung
Nach Methode
Für Psycholog:innen
Über Probleme mit der eigenen Identität und der Mühe, Beziehungen aufzubauen und aufrechtzuerhalten.
Der Einfluss von Persönlichkeitsstörungen tangiert oft nicht nur die betroffenen Individuen, sondern auch ihr soziales und berufliches Umfeld. Je nach Art der zugrundeliegenden Belastung erscheinen die Verhaltensweisen von Individuen, die an einer Persönlichkeitsstörung leiden, im Umgang mit anderen Personen sonderbar und exzentrisch, dramatisch oder stark emotional.
Ihren Mitmenschen ist klar, welche Persönlichkeitszüge das Gegenüber verändern müsste, um eine bessere Beziehung zu anderen Personen zu erreichen. Trotzdem behalten belastete Individuen das unzweckmässige Verhalten oft bei – auch weil sie es als Teil ihrer eigenen Persönlichkeit wahrnehmen.
Was sind Persönlichkeitsstörungen?
"Mindestens 12% aller Personen in westlichen Ländern sind von einer Persönlichkeitsstörung betroffen."
Persönlichkeitsstörungen können als extreme Ausprägung eines Persönlichkeitsstils mit unzweckmässigen, rigiden und starren Mustern verstanden werden. Sie sind gekennzeichnet durch auffällige Verhaltensweisen und Einstellungen, die sich speziell im Kontakt mit anderen Personen äussern, wobei schwerwiegende Konflikte die Folge sein können. Auch die Erreichung persönlicher Ziele oder die individuelle Zufriedenheit sind unter Umständen stark eingeschränkt, was mit einem grossen subjektiven Leidensdruck einhergehen kann.
Gemäss einer wissenschaftlichen Studie aus dem Jahr 2018 sind ca. 12% aller Personen in westlichen Ländern von einer Persönlichkeitsstörung betroffen. Wie bei den meisten Belastungen tragen sowohl persönliche Voraussetzungen als auch die psychosoziale Entwicklung einen grossen Anteil zur Herausbildung einer solchen Störung bei.
Traumatische Erlebnisse, ein fehlender sozialer Rückhalt oder ein unsicherer Bindungsstil der Eltern, bei dem sich liebevolle Zuwendung oft mit emotionaler Distanz abwechselt, können unter anderem für eine fehlangepasste Persönlichkeit verantwortlich sein. Da wir von unseren Erfahrungen geprägt werden, treten Persönlichkeitsstörungen in der Regel erst in der späten Adoleszenz oder im frühen Erwachsenenalter auf. In Einzelfällen können gewisse Anzeichen jedoch bereits in der Kindheit erkennbar sein.
Störungsbilder
Persönlichkeitsstörungen äussern sich in diversen Formen und Ausprägungen und sind in der Realität oft nur schwierig eindeutig einzuteilen. Nachfolgend stellen wir euch die wichtigsten Störungsbilder kurz vor:
- Emotional-instabile Persönlichkeitsstörung: Bei der wohl bekanntesten Persönlichkeitsstörung werden zwei Subtypen unterschieden:
- Der impulsive Typ ist gekennzeichnet von einer starken emotionalen Instabilität und der Unfähigkeit, Impulse zu kontrollieren. So kann es vor allem bei Kritik zu starken emotionalen Ausbrüchen kommen. Hierbei zeigt sich bei den Betroffenen auch eine hohe Konfliktbereitschaft sowie die Tendenz, unerwartet und ohne Rücksicht auf mögliche Konsequenzen zu handeln.
- Der Borderline-Typ zeigt ähnliche Symptome wie der impulsive Typus. Hinzu kommt eine ausgeprägte Störung des Selbstbilds, oder auch ein chronisches Gefühl der Leere. Die Neigung, sich rücksichtslos gegenüber seinen Mitmenschen zu verhalten oder sich selbst Schmerzen oder Verletzungen zuzuführen, sind weitere typische Anzeichen dieses Störungsbildes. Viele betroffene Individuen lassen sich aufgrund dessen auf intensive, jedoch instabile, Beziehungen ein, was starke emotionale Krisen zur Folge haben kann. Die ersten Anzeichen treffen meist schon im Jugendalter auf.
- Narzisstische Persönlichkeitsstörung: Individuen, die an diesem Störungstyp leiden, wirken auf ihre Mitmenschen oft arrogant, egozentriert oder überheblich. Dies drückt sich häufig auch in einem Mangel an Empathie aus. Obwohl solche Personen übermässig selbstbewusst und selbstverliebt erscheinen, sind sie meist sehr sensibel und haben grosse Mühe, mit Kritik umzugehen. Betroffene verstecken ihr schwaches Selbstwertgefühl hinter einer aufwändig gestalteten Fassade.
- Paranoide Persönlichkeitsstörung: Hier stehen Merkmale wie ein starkes Misstrauen oder eine übersteigerte Empfindlichkeit im Zentrum. Personen, die an einer solchen Störung leiden, fürchten sich ständig davor hintergangen zu werden, was sich in rechthaberischem Verhalten oder unangemessenen Reaktionen äussern kann. Auch wenn es keine Beweise dafür gibt, dass sie hintergangen werden, halten betroffene Individuen ihren Verdacht und ihre Gedanken aufrecht.
- Dissoziale Persönlichkeitsstörung: Menschen, die an diesem Störungstypus leiden, neigen zu Gewalttätigkeit oder aggressivem Verhalten. Es fällt ihnen schwer, sich an soziale Normen zu halten und viele Betroffene fallen bereits im Jugendalter durch Diebstahl oder Vandalismus auf. Die meisten Handlungen haben den persönlichen Vorteil oder das eigene Vergnügen zum Ziel. Stabile Beziehungen zum persönlichen Umfeld werden durch das häufige Beschuldigen anderer Personen ebenfalls stark erschwert.
"Es existieren verschiedene Persönlichkeitsstörungen, die jeweils unterschiedliche Symptome aufweisen."
Selbsttest
Für Betroffene ist es oft sehr schwierig, die Ursachen für das Scheitern beim Aufbau von Beziehungen bei sich selbst zu finden. Trotzdem ist es wichtig, dass eine fehlangepasste Persönlichkeit nicht zu lange übersehen wird, da diese eine erhebliche Herausforderung für das Individuum und starke Einschränkungen im sozialen oder beruflichen Umfeld mit sich bringen kann.
Deshalb bieten wir einen anonymen Selbsttest an, der wichtige Merkmale und Symptome abfragt. Dieser Test kann jedoch nicht die Einschätzung von Fachpersonen wie Ärzten, Psychiatern oder Psychotherapeuten ersetzen. Suche bei einem grossen Leidensdruck immer das Gespräch mit einem Experten.
Zum Selbsttest
Behandlung
Da viele Betroffene selbst häufig nicht erkennen, dass sie Unterstützung benötigen, sind es vielfach Personen aus dem Umfeld, die eine Beratung oder Psychotherapie vorschlagen. Persönlichkeitsstörungen sind wie viele andere psychische Belastungen grundsätzlich therapierbar. Da betroffene Personen aber gerade mit Nähe und Vertrauen grosse Mühe haben, kann sich der Behandlungsweg teilweise erschwert zeigen. Allen voran zählt auch bei den Persönlichkeitsstörungen die Psychotherapie zu den vielversprechendsten Behandlungskonzepten.
Für gewisse Formen, wie zum Beispiel die Borderline-Persönlichkeitsstörung, existieren mittlerweile massgeschneiderte Therapiekonzepte, die eine hohe Wirksamkeit aufweisen. Da die verschiedenen Störungsbilder jedoch symptomatisch so unterschiedlich sind, gibt es nicht die eine Therapieform.
Je nachdem, in welcher Phase sich der/die Patient/in befindet und an welchem Störungstyp er/sie leidet, wird der Therapieverlauf an die individuelle Situation angepasst. So werden die Betroffenen darin unterstützt, den Zusammenhang zwischen ihren Persönlichkeitsmerkmalen und aktuellen Schwierigkeiten zu verstehen.
Bei Aepsy legen wir grossen Wert darauf, Ressourcen zur Verfügung zu stellen, die den Umgang mit psychischen Stressoren erleichtern und eine Hilfe zur Selbsthilfe sein können. In der nachfolgenden Rubrik findest du Aktivitäten, Texte und Tipps für dein mentales Wohlbefinden. Für dich und für eine gesunde Gesellschaft.
Du bist nicht allein. Wir bei Aepsy möchten dich mit Mental Health Ambassadors und Betroffenen verbinden und dir ihre Geschichten näher bringen, um Stigmatisierung und andere Hürden abzubauen. Nachfolgend findest du inspirierende Geschichten von Menschen, die selbst mit Persönlichkeitsstörungen zu kämpfen haben, sowie Einsichten und Tipps von Expertinnen und Experten für deine mentale Gesundheit.
Damit verbundene Herausforderungen
Selbstwert – Fühlst du dich konstant minderwertig oder hast du den Eindruck, dass dir nichts so richtig gelingen will und das Leben aller anderen viel besser läuft? Viele Menschen haben in der heutigen Gesellschaft mit einem beeinträchtigten Selbstwert zu kämpfen. Hier erfährst du, was du dagegen tun kannst.
Depression – Du bist ständig traurig, nichts macht dir mehr Freude oder du empfindest konstant eine innere Leere? Die Anzahl Menschen, die an Depressionen leiden, hat seit Beginn der COVID-19-Pandemie stark zugenommen. Warte nicht länger, sondern informiere dich über Symptome und Behandlungsmöglichkeiten.
Beziehung – Fühlst du dich in deiner Beziehung unwohl, gibt dir dein Partner das Gefühl, minderwertig zu sein oder weisst du nicht, wie ihr gemeinsam durch eine Krise kommen sollt? Beziehungsprobleme sind sehr vielfältig, weshalb wir dir mit diesem Guide Hilfestellung zu verschiedensten Themen geben möchten. Damit auch du dich wieder voll entfalten kannst.
Weitere Artikel