Mignon Burkhart: «Die Lösung für Probleme verbirgt sich oft schon in der Person selbst.»

Porträt-Serie Psycholog:innen | 11th Nov 2023

Bereits als Jugendliche bemerkte sie ihr grosses Interesse am Thema Mental Health und den Erfahrungen und Lebensgeschichten anderer Menschen. Damals begann Mignon Burkhart, Bücher dazu zu verschlingen und entschloss sich nach der Matura dazu, Psychologie zu studieren.

Eine Entscheidung, die durch einen familiären Schicksalsschlag auf die Probe gestellt wurde, wodurch sie gezwungen war, sich genau zu überlegen, wo sie hin möchte und wie sie dahin kommen würde. Im Nachhinein stellte sich diese Situation jedoch als grosses Geschenk heraus, da sie sich ihres Entschlusses sicherer denn je war und in der Psychologie ihre Leidenschaft entdeckte. Nach einer Phase der Rastlosigkeit entschied sie sich später noch dazu eine Ausbildung zur Laufbahnberaterin abzuschliessen, um noch mehr neues Wissen in ihre Arbeit zu integrieren.

Trotz Rückschlägen hast du den Weg zur Psychologin verfolgt und an deinem Traum festgehalten. Wie hat dich deine eigene Lebensgeschichte auf diesem Weg beeinflusst?

Selbstverständlich hat die Entscheidung (erheblich) mit meiner Persönlichkeit und meiner Lebensgeschichte zu tun. Ich unterstütze gerne Menschen und fühle mich wohl dabei. Auch das Bewusstsein dafür, dass es immer grosse und kleine Krisen im Leben geben kann und es gut und richtig ist, sich dabei Hilfe zu suchen, ist bei mir stark.

Dieses Interesse ist natürlich nicht aus dem Nichts entstanden. Meine Mutter hat auch als Psychotherapeutin gearbeitet und so konnte ich schon früh viel über die Wichtigkeit der Psyche und des Umgangs mit psychischen Schwierigkeiten lernen. Zudem war in unserem Zuhause oft Platz für bekannte und unbekannte Menschen in einer Krise. So ist bei mir schon früh eine Prägung entstanden, die sich bis zum Wunsch des Psychologiestudiums entwickeln durfte.

Worin siehst du die Kraft von psychologischen Coachings und Gesprächstherapie?

Generell ist es enorm wichtig, dass wir uns um unser Wohlbefinden, unsere Seele und um unseren Körper kümmern. In einer Krise finden wir oft keinen Ausweg mehr aus der Situation. Wir sind zu nahe dran und können nicht mehr die Sicht eines objektiven Betrachters einnehmen. Dann verstricken uns immer mehr in ungünstigen Verhaltensweisen, die sich zu einem Teufelskreis aufschaukeln.

Genau da komme ich als Coach ins Spiel. Ich schaffe in gemeinsamen Gesprächen eine sichere und angenehme Atmosphäre, sodass die/der Klient:in ihre oder seine Situation beschreiben und Worte dafür finden kann, was in ihr oder ihm vor sich geht.

Die Lösung für die Probleme verbirgt sich nämlich oft schon in der Person selbst. Ich darf dann dabei helfen, sie zu entdecken und zu benennen. So ist das Coaching eine gemeinsame Reise.

Im Rahmen meiner Ausbildung durfte ich auch in der Selbsterfahrung im Einzelgespräch und in der Gruppe lernen, wie es sich anfühlt, über sich zu sprechen und seine Probleme zu thematisieren. Es war ein sehr wertvoller Lernprozess, selbst die Rolle der unterstützten Person innezuhaben und sich voll darauf einzulassen. Zudem konnte ich viel für meine eigene therapeutische Tätigkeit lernen und meinen individuellen Stil finden. Ich glaube ganz stark daran, dass dieser Teil der Ausbildung unverzichtbar ist.

In welchen Momenten schätzt du deine Arbeit am meisten?

Ich liebe die Arbeit mit Menschen, das Gespräch, die Diskussion und die Unterstützung. Durch den Einsatz verschiedener Übungen und Methoden können wunderbare Prozesse mit viel Kreativität und Raum für Veränderung entstehen. Es ist für mich überhaupt nicht selbstverständlich und zeugt von viel Vertrauen, wenn ich Klient:innen im Gespräch auf einer sehr persönlichen Ebene begegnen darf und mit mir Aspekte ihres Seins oder Erlebens geteilt werden, die das nahe Umfeld vielleicht nicht kennt. Dabei ist es mir ein grosses Anliegen, dass ich einen Raum von Wertschätzung, Akzeptanz und Respekt schaffe. Meine Klient:innen soll sich sicher fühlen und Halt in der therapeutischen Beziehung spüren.

Wie gehst du damit um, wenn du selbst mental schwierige Zeiten durchmachst?

In beruflichen Belangen tut es mir gut, den fachlichen Austausch mit Kolleg:innen zu pflegen. Dabei profitiere ich von meiner eigenen Reflexion über die Gespräche und den Inputs der Anderen. In meiner Freizeit meditiere ich gerne. Ich brauche Rückzug und Ruhe, Momente, in denen ich einfach «sein» kann. Auch meine Familie ist für mich sehr wichtig und die gemeinsame Zeit mit Freunden. All diese Aspekte zusammen lassen mich in Balance bleiben.

Für vielen Menschen ist es schwierig zu erkennen, wann Gespräche mit Familie und Freunden vielleicht nicht mehr reichen, um aus einer herausfordernden Situation herauszufinden. Woran merkt man, dass die Zeit für professionelle Unterstützung gekommen ist?

In unserem Leben begegnen wir verschiedenen Herausforderungen. Wenn man dabei bemerkt, dass man nicht alleine damit umgehen kann oder immer wieder mit denselben starren Mustern reagiert und damit unzufrieden ist, helfe ich, einen Weg aus diesem Teufelskreis zu finden.

Im psychologischen Coaching begleite und unterstütze ich Menschen in der Begegnung mit sich selbst. Dies ist in vielen Situationen hilfreich, um eigene Muster, Prägungen, Ressourcen und Verletzbarkeiten zu erkennen. Ebenso schaue ich mit der/dem Klient:in gemeinsam auf ihre/seine Stärken und die Strategien im Umgang mit Problemen, die sie oder er (unterbewusst) nutzt.

Oft benötigen wir einen Auslöser, um genügend Motivation für diesen Prozess zu entwickeln. Jedoch ist ein Moment ausserhalb einer akuten Krise hilfreich, da wir in so einer Situation mehr Spielraum für Veränderungen haben.

Ich unterstütze Menschen bei der Aufdeckung der eigenen Ressourcen. Wir gestalten diese Reise gemeinsam und die Autonomie der/des Klient:in bleibt zu jeder Zeit gewahrt. Dennoch ist es wichtig, sich bewusst zu machen, dass wir auch schwierige Aspekte aufdecken und uns mit schmerzhaften Situationen auseinandersetzen. Aber auch diese Phasen gehören zu einem Coaching. Ich versuche, den Prozess aktiv zu begleiten und trage schwierige Erinnerungen mit. Die/der Klient:in ist nicht alleine unterwegs, sondern darf sich bewusst sein, dass ich mit an Bord bin.

Wie weiss man eigentlich, ob man die richtige Psychologin oder den richtigen Psychologen gefunden hat? Und wie geht man am besten damit um, wenn sich etwas nicht richtig anfühlt?

Das ist eine wichtige Frage und Aepsy schenkt genau diesem Prozess den Raum, den er braucht. Ich denke, für die/den Klient:in ist es entscheidend, sich mit den eigenen Bedürfnissen auseinanderzusetzen. Die Überlegung: “Was brauche ich?” Sollte dabei immer wieder präsent sein.

In einem ersten Intro-Call kann nachgespürt werden, ob man sich wohl, respektiert und wertgeschätzt fühlt. Natürlich sollte auch die Frage nach der Expertise direkt angesprochen werden. Besonders wichtig für den Erfolg eines Coachings ist es aber, sich öffnen zu können. Deshalb sollte in den ersten drei Sitzungen bewusst erörtert werden, ob das Gefühl für die/den Klient:in passt. Das ist eine sehr subjektive Angelegenheit und kann nicht bis ins letzte Detail erklärt werden, weshalb die/der Klient:in hier allein auf ihre/seine Intuition hören sollte.

Auch als Coach versuche ich, mir bereits bei der ersten Nachricht zu überlegen, ob das Thema zu meiner Expertise und zu mir passt. In den Intro-Calls erlebe ich wiederholt, dass sich dieses Bild korrigiert, wofür ich absolut offen bin. Auch ich gebe meinem Bauchgefühl Raum und nehme es ernst. Ich spüre intensiv nach, ob ich mir eine gemeinsame Arbeit vorstellen kann.

Was möchtest du unseren Leser:innen mit auf den Weg geben?

Wir entdecken erst auf der Reise zu uns, was alles in uns steckt. Und um es in den Worten des kleinen Prinzen zu sagen: «Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für das Auge unsichtbar.»

Wie bist du zu Aepsy gekommen?

Das Potenzial der Online-Arbeit habe ich (leider) erst in der Corona-Zeit so richtig zu schätzen gelernt. Denn davor war ich lange kritisch, ob die Beziehungskomponente online nicht zu kurz kommt. Dann war ich gezwungen, meine Gespräche mehrheitlich online durchzuführen. Dieses «ins Wasser springen» hat sich stimmig angefühlt - mehr noch, ich war begeistert davon, was alles möglich ist.

Ich war in dieser Zeit schon eine ganze Weile damit beschäftigt, mich mit neuen Zukunftsvisionen auseinanderzusetzen. Da habe ich Aepsy entdeckt und mich spontan angemeldet. Durch Angebote wie Aepsy wird es leichter, der eigenen mentalen Gesundheit trotz vollem Terminkalender Raum zu geben.

Ich kombiniere die Arbeit in Person und online und empfinde dies als grossartige Bereicherung. Ich schätze beide Beratungsarten und geniesse die Abwechslung. Generell erlebe ich viel eigenen Gestaltungsspielraum und Flexibilität in der Online-Arbeit. Zudem reduziert sich der administrative Teil deutlich und auch die Akquise von Klient:innen wird durch Aepsy übernommen.

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Über Mignon

Mignon Burkhart arbeitet seit fast fünfzehn Jahren therapeutisch und beratend. Nach dem Psychologiestudium war sie zunächst stationär tätig und wechselte dann in ihre eigene Praxis. In der Arbeit mit ihren Klient:innen ist sie spezialisiert auf Persönlichkeitsentwicklung, berufliche Herausforderungen, Beziehungen und Elternschaft. Mit Aepsy kombiniert sie die Arbeit in Person mit Online-Gesprächen und unterstützt ihre Klient:innen in den Bereichen psychologische Beratung, psychologisches Coaching und Laufbahnberatung. Mignon auf Aepsy

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Sarah di Aepsy

Aepsy ist menschliche Kreativität, Ästhetik und Technologie für einfachen, stigmafreien Zugang zu mentaler Gesundheit. Wir reissen Hürden ein und setzten Köpfe frei. Bis alle mental befreit ihren Träumen folgen können. Für uns, für dich und die Generationen nach uns.

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